Von Human Ressources zu Employee Experience

Von Human Ressources zu Employee Experience

Unser Thema am People Thursday, dem 27. April 2023: 


 

Dienst für Menschen vs. Dienst fürs Unternehmen?

Ein Artikel zu unserem Fachbeitrag bei der PoP 2023.

Seit Jahrzehnten finden sich HR-Abteilungen zwischen den Fronten: Überlastung durch administrative Arbeit auf der einen und Komplexität menschlicher Interaktionen & Dynamiken auf der anderen Seite. Doch gerade in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und des akuten Arbeitskräftemangels profitieren jene Unternehmen, deren HR-Abteilungen vom kurzfristigen Problemlöser, zum langfristigen, wirkungsvollen Gestalter werden.
 

Doch wie gelingt dies? Ein kurzer Rückblick.

Zunächst lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit, auf die Entwicklung von HR-Arbeit. In ihren Ursprüngen - um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts - bestand die Tätigkeit der HR bzw. der Personalbüros hauptsächlich aus administrativen Tätigkeiten. Erst einige Jahrzehnte später erkannten Unternehmen den Mehrwert des Einsatzes der Personalabteilungen als Business Partner. Zum ersten Mal unternahmen Personalverantwortliche einen Schritt in Richtung Gestaltung und verzahnten ihre Tätigkeiten mit der Unternehmensstrategie. Die unterschiedlich zu steuernden Agenden der Personalabteilung wurden dann mit dem Konzept der Ambidextrie, lateinisch für Beidhändigkeit, erweitert. Dieses Konzept, auch Run & Change genannt, erweiterte und strukturierte die Arbeit der HR. Neben den klassischen „Run“ Tätigkeiten, deren Fokus auf Performance und Effizienz liegen, gilt es die „Change“ Tätigkeiten auszubauen, welche insbesondere auf Innovation und Effektivität ausgerichtet sind. Neben der Sicherstellung von Serviceleistungen, Performance und der strategischen Personalplanung rücken Transformation, Change Management, Personal- & Organisationsentwicklung und die strategische Beratung weiter in den Vordergrund. Doch auch über 100 Jahre später sehen sich viele HR-Abteilungen in ihrer Entwicklung ausgebremst und vielfach als Getriebene der administrativen Arbeit. Das Vorantreiben einer echten, wirkungsvollen Experience im Unternehmen und für die Mitarbeitenden fällt schwer. Doch unmöglich ist es nicht.

 

Employee Experience im Fokus

Die Zukunft der HR steht im Licht der Mitarbeitenden-Zentrierung und Förderung von Talenten. Wie wir am Beispiel eines unserer Kunden miterlebt haben, ist es nicht nur möglich HR dahingehend zu transformieren, sondern es lohnt sich auch. Unser Kunde, ein junges österreichisches Unternehmen, das starkes Wachstum verzeichnete und einen in den USA verorteten Handelspartner in das eigene Unternehmen aufnahm, sah sich mit der Challenge konfrontiert, nicht nur zwei Unternehmen zu einem zu machen, sondern zusätzlich zwei unterschiedliche Kulturen zusammenzubringen. Fundament der Transformation waren stets die Unternehmensvision und Mission als zentrale Aufhänger. Mit dem Ziel ein positives Erlebnis, nicht nur für Kund:innen, sondern auch Mitarbeitende zu schaffen, galt es beiden Zielgruppen gerecht zu werden. Der Begriff "Human Resources" schien nicht mehr angebracht, da es nicht mehr nur darum ging, die "menschlichen Ressourcen" zu planen und die Performance zu steigern. Stattdessen erkannte das Unternehmen, dass die Zufriedenheit der einzelnen Mitarbeitenden, die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit und ein insgesamt positives Arbeitsumfeld der Ausgangspunkt für gute Leistungen sind. Mit dem festen Glauben an eine ganzheitliche Herangehensweise entlang der gesamten Employee Journey transformierte sich die HR zur Employee Experience. Gleichzeitig wurde die Customer Journey vom Team Customer Experience verantwortet. Damit insgesamt ein stimmiges Bild nach innen und außen entsteht, wurden beide Bereiche gekoppelt und fortan von einer Director-Funktion gemeinsam geführt.

 

Um dem Ziel einer wirkungsvollen Employee Experience näher zu kommen, vollzog die HR eine Reorganisation der eigenen Aufbau- und Ablauforganisation basierend auf den Phasen des gesamten Employee Lifecycles. Hierfür wurden eigene Bereiche für Recruiting & Onboarding, Learning & Development und eine integrierte Betrachtung des Employer Brandings sowie eine Alumni Community geschaffen. Außerdem aufgebaut wurde einerseits ein eigener Bereich für das kontinuierliche Sparring in allen Anfragen des alltäglichen Arbeitsalltags. Ziel war die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds, -prozessen und -erlebnissen für die Business Units sowie jedes Individuums. Andererseits wurden die HR Operations (für die allemal weiterhin anfallenden administrativen Tätigkeiten), sowie die Customer Experience inklusive Produkt- und Organisationsentwicklung als eigene Bereiche in der Employee Experience integriert. Diese Reorganisation führte nicht nur zu einer starken Widerspiegelung und damit Identifikation mit der Vision, sondern ermöglichte es der HR auch, diese wirkungsvoll und nachhaltig umzusetzen.

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Abb. Die Entwicklung der HR

 

Wie geht es weiter…

…wenn das Unternehmen in seiner Entwicklung weiterwächst und die auf das Individuum zentrierte Perspektive, wie sie bei der Employee Experience gelebt wird, ressourcen-technisch nicht (mehr) umsetzbar ist? Das Ende der Bemühungen eine wirkungsvolle HR aufzustellen, bedeutet dies noch lange nicht. Auch in großen Unternehmen, mit einer hohen Anzahl an Mitarbeitenden lässt sich eine positive und gestaltende HR-Arbeit etablieren.

Wie in der Abbildung dargestellt, und auch am Beispiel unseres Kunden aufgezeigt, rentiert sich der strukturierte Aufbau einer modernen Employee Experience-Abteilung, welche die Unternehmensstrategie in eine individualisierte Personalstrategie übersetzt und daraus Ziele und geeignete Maßnahmen zur Umsetzung dieser Personalstrategie ableitet. Mit wachsender Größe des Unternehmens wird jeder einzelne Maßnahmen-Baustein unerlässlicher und bedarf daher transparenter, klar definierter Rollen, Verantwortungen und Prozesse. Dabei empfiehlt sich bei zunehmender Unternehmensgröße der Blick auf die gesamte Gemeinschaft. Statt dem Individuum, werden soziale Interaktionen, Dynamiken und Gruppenverhaltensweisen betrachtet. Somit wechselt der Fokus von der Employee Experience auf eine „Organisational Experience“, nämlich dem Erleben der Organisation und deren Kultur aus Sichtweise der Gemeinschaft.

Herausfordernde Rahmenbedingen machen wirkungsvolle Personalarbeit wichtig wie nie zuvor. Durch eine klare Vision und Strategie für die Zukunft kann sich die gestaltende HR als Marke im Unternehmen positionieren und der wesentliche Erfolgsfaktor der nächsten Jahre sein. Nicht zuletzt heißt das in der operativen HR-Arbeit wirklich in die Themen des Business einzutauchen, regelmäßig physisch bei den betreuten Einheiten zu sein und gemeinsam mit den Kolleg:innen zu arbeiten.


 

 

 

Autorin:

Sonja Liebing

sonja.liebing@bdo.at
+43 5 70 375 - 1081

 

 

 

 

 

 

 

Ansprechpartner:

Martin Reisenauer

martin.reisenauer@bdo.at
+43 5 70 375 - 1371

 

 

 

 

 

 


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