Fundament

Starke Volatilität ausgelöst durch zahlreiche Krisen bestimmte die vergangenen Jahre der Energieversorgungsunternehmen (EVU) weltweit. Diese Krisen stellten alle Marktteilnehmer:innen vor noch nie dagewesene Herausforderungen, die die Resilienz der Organisationen auf eine Probe stellte. Viele nutzten diesen Weckruf als Chance, um die notwendigen Schritte hin zum Energieversorger der Zukunft zu machen.

Beispielsweise profitierte die Verbund AG durch ihren großen Anteil an Erneuerbaren Energien im Energiemix, wodurch sie zum sechstgrößten Energieversorger nach Marktkapitalisierung aufstieg.1) Um zukünftigen Anforderungen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Transformation gerecht zu werden, bedarf es eines ganzheitlichen Vorgehens, das auf ein solides Fundament baut. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie strategische Prioritäten gesetzt werden, wie diese voneinander abhängen bzw. sich gegenseitig ergänzen.
 

Gewiss ins Ungewisse: Der Energieversorger der Zukunft

Vor dem Hintergrund konjunktureller Ungewissheit zögern aktuell viele Markteilnehmer:innen zu investieren – über 23% planen, vorerst keine Investitionen zu tätigen.2) Jedoch bildet jede Krise auch die Chance, sich durch gezielte strategische Initiativen vom Mitbewerb zu differenzieren. Aktuell planen im Gegenzug auch 37% der Unternehmen Neuinvestitionen mit einem Fokus auf Ökologie, Innovation und Digitalisierung. Trends, auf die wir bereits im ersten Artikel dieser Serie eingegangen sind bzw. die sich auch in den 3 vorrangigen Herausforderungen der Energieversoger der Zukunft widerspiegeln:

  • Digitalisierung
  • Nachhaltigkeit
  • Change & Transformation


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Herausforderungen der Energieversorger

 

Diese 3 Säulen werden in den folgenden Beiträgen noch näher beleuchtet - jedoch 2 Dinge vorweg:

  1. Sie hängen voneinander ab bzw. stärken sich gegenseitig: So wirkt sich bspw. eine Vorreiterrolle im Thema Nachhaltigkeit positiv auf den Bereich Change & Transformation aus, da so die Qualität und das Interesse der Bewerber:innen gesteigert werden können.
  2. Sie bauen auf einem soliden Fundament auf: Nur wenn die Grundlagen für die Marktteilnahme wie bspw. eine klare strategische Ausrichtung oder die Erfüllung von regulatorischen Anforderungen sichergestellt sind, kann Exzellenz entstehen.
     

Ohne ein solides Fundament keine Vorreiterrolle 

Eine klare strategische Ausrichtung gibt den notwendigen Handlungsrahmen vor und definiert, in welchen Bereichen zukünftig stärker investiert werden soll bzw. in welcher Form die Weiterentwicklung vorangetrieben wird. Gleichzeitig wirken konkret definierte Ziele auch im Fundament selbst und geben vor, welche Maßnahmen für Qualitätssicherung und Risikomanagement notwendig sind bzw. in welchen Bereichen anorganisches Wachstum angestrebt wird.

Im Bereich Compliance & Risk kann eine Vernachlässigung der gesetzlichen Pflichten bzw. externer Anforderungen hohe Schäden verursachen. Diese reichen von Reputationsschäden bis hin zu enormen finanziellen Einbußen (Strafen, Umsatzausfall, Wiederherstellungskosten etc.). Erst im vergangenen Jahr führten Hackerangriffe auf deutsche Energieversorger zum Leak vieler Kund:innendaten3) bzw. zu Einschränkungen im Zahlungsverkehr.4)

EVU zählen zur kritischen Infrastruktur und diesen muss insbesondere in Zeiten geopolitischer Konflikte ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden. Daher gilt es, Änderungen in gesetzlichen Anforderungen (z.B. NIS2) zügig zu erkennen und strategisch umzusetzen. Zusätzlich bedarf es einer modernen, innovativen und sicheren Gestaltung Ihrer IT-Landschaft (eine gute IT-Strategie hilft Ihnen dabei!). Nur so wird Ihr Unternehmensfundament gestärkt und eine solide Basis für die kommenden Herausforderungen – Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Change & Transformation - geschaffen!

Praxisbeispiel „Cyber Security Fundament“

Einer unserer Kund:innen aus dem Energiesektor hat ein solides Fundament im Bereich Cyber Security errichtet. Es sichert das Unternehmen vor Cyberattacken ab und legt damit den Grundstein für die Einführung neuer Technologien. Im ersten Schritt musste durch den EVU eine eigene Stabstelle ins Leben gerufen werden – der sog. Chief Information Security Officer (CISO). Diese Stelle kümmert sich um die Identifikation von Pain-Points und sorgt für eine langfristige Verbesserung in ihrem Bereich.

Gemeinsam wurde ein detaillierter Aktionsplan entworfen und über mehrere Jahre abgearbeitet. Die Faktoren Mensch, Technik und Prozesse rückten dabei in den Fokus der Analyse. Dank der langfristigen Planung durch den CISO und BDO wurden auch Themen wie DSGVO und NIS-Richtlinie frühzeitig erkannt und das Unternehmen proaktiv darauf vorbereitet.

Mithilfe von Phishing-Kampagnen konnte bspw. das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter:innen als KPI messbar gemacht werden. Dabei wurde festgestellt, dass ca. 12% aller Angestellten ihr Passwort bei unseren Phishing-Tests eingegeben haben! Mithilfe regelmäßiger Schulungen konnte diese Kennzahl im Laufe der Zeit deutlich gesenkt werden.

Zusätzlich erfolgte auch die Entwicklung neuer Prozesse, die eine effiziente und effektive Behandlung von IT-Notfällen garantieren. Neben der Dokumentation wurden jährliche Tests in Form von Notfallsimulationen durchgeführt. Die dabei identifizierten Feststellungen sind im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) wieder in die Verbesserung der Dokumentation und Checklisten eingeflossen

 

Im Bereich der Technik wurden regelmäßig Schwachstellenanalysen (Penetration Tests) durchgeführt und die identifizierten Schwachstellen risikoorientiert behandelt.
 

Was es braucht, um Energieversorger der Zukunft zu werden 

  1. Priorisierung von strategischen Initiativen: Um nicht den Überblick zu verlieren bzw. den Rahmen für die anderen Säulen und Bestandteile zu geben, braucht es eine klare Priorisierung Ihrer Initiativen. Hierbei können Ihnen Scoringmodelle mit Anbindung an externe Datenbanken (Konkurrenz/Markt) bzw. Kund:innen- und Mitarbeiter:innendaten helfen, auch auf geänderte Rahmenbedingungen schnell zu reagieren.
  2. Professionelles Umsetzen der Initiativen: Ein gezielter Aufbau von In-House Kompetenz bzw. der Rückgriff auf externe Wissenträger:innen unterstützt Sie bei der Umsetzung Ihrer gesteckten Ziele. Überlegen Sie sich auch, welche Managementsysteme (bspw. OKR – Objectives and Key Results) dabei helfen können, Ihren Fokus richtig zu setzen.
  3. Orientierung an Best Practices: Das Rad muss nicht ständig neu erfunden werden. Suchen Sie gezielt nach Kolleg:innen im Unternehmen, die bereits ähnliche Projekte umgesetzt haben und vergessen Sie dabei nicht, neue Erkenntnisse schriftlich festzuhalten. Greifen Sie auch auf Best Practices aus verwandten Branchen bzw. (in)direkten Konkurrent:innen zurück.

 

Zusammenfassung

  • Der Energieversorger der Zukunft besticht durch eine Vorreitertolle in 3 Bereichen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Change & Transformation.
  • Das Fundament gibt die strategische Zielrichtung vor, definiert die Ansprüche für Qualitätssicherung und Risikomanagement und bildet den Rahmen für den anorganischen Wachstumspfad.
  • Die Vernachlässigung einzelner Teilbereiche im Fundament (bspw. Cyber Security) kann schwere Konsequenzen nach sich ziehen und bedürfen insbesondere vor dem Hintergrund geopolitischer Konflikte besonderes Augenmerk.

 

Outlook

Im nächsten Artikel dieser fünfteiligen Blogserie werden wir uns der ersten Säule - Digitale Exzellenz – im Detail widmen und Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen für die Entwicklung dieser geben.

 

Autoren:

Markus Habernig

markus.habernig@bdo.at
+43 5 70 375 - 1798

      

Reinhard Hübelbauer

reinhard.huebelbauer@bdo.at
+43 5 70 375 - 1835    

 

 

 

 

 

 

 

 Christoph Huemer

christoph.huemer@bdo.at
+43 5 70 375 - 4251  

       

Mario Neubauer

mario.neubauer@bdo.at
+43 5 70 375 - 4253

 


Quellen: 

1) https://companiesmarketcap.com/utility-companies/largest-companies-by-market-cap/ 

2) https://news.wko.at/news/oesterreich/konjunkturumfrage-wirtschaftsbarometer.html

3)  https://www.spiegel.de/netzwelt/web/hacker-veroeffentlichen-kundendaten-von-hessischem-energieversorger-a-3deda450-3193-49ad-bae9-ee581cf64928

4)  https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energieversorger-hackerangriff-trifft-enercity-haerter-als-gedacht-zahlungsverkehr-eingeschraenkt/28793532.html